06.05.2008

Reguläre Aufführungen (Lieferungen 3-5)

Nach dem Auftritt beim ersten INSTANTfestival zeigen wir nun unsere regulären Aufführungen (Lieferungen 3-5) vom 19. - 21. Mai 2008 im Theaterhaus Hildesheim.

04.05.2008

Eislauf



Sprechen = Arbeit gegen die Angst. Ziel: Reden wie Eislaufen. Keine Kraft aufwenden: Die Schwere umlenken.
Geschriebene
Wörter sind sicher: links und rechts schön warm gebettet: sie wohnen zwischen ihren Geschwistern. Zum Schreiben bleibt immer Zeit (nur das Abschicken ist schwer: den Brief freilassen wie ein Wort in den Raum).
Die Stimme erheben heißt: Den Wörtern ihr Zuhause nehmen, sie in die Zeit werfen. Heißt: Ins Präsens stürzen. Angst vor der Präsenz = Die Angst der einsamen Worte = Angst vorm Alleinsein in der Zeit. Sprechen heißt: Keinen Anker haben. Allein in Kessin sein (Effi). Die Töne hängen haltlos in der Luft; jedes Wort, das Du hinauspustest, wohnt einsam in einem kalten Bett aus verstreichender Zeit: Kein links+rechts mehr, nur noch ein gesichtsloses Präsens zwischen Erinnerung und Zukunft. Vielleicht ein Blick zurück (nicht stolpern!) und Hoffen: auf das to-come. Wird schon, wird schon werden. — Sprechen = Pflicht, in die erinnerte Vergangenheit zu vertrauen: in der das Richtige gesagt worden sein muss. (Dein Zuhörer: Freund, Anwalt oder Richter?) Sprechen = Auf eine Zukunft bauen müssen, zu der Du Dich verpflichtest: in jeder Sekunde, in der Du Deine Stimme erhebst. Einfacher ist nachsprechen: «Ja, ich will!» — «Oh, gewiß doch, wenn ich darf!» ­ (Lieblingssprechakte eines bedeutsamen Zeitalters).

19.03.2008

Re: AW: Planung/ Instant

Hallo ihr Lieben,

bin eben nach Hause und schon leicht angeduselt vom Feierabendbier. Ist doch mehr zu tun in letzter Zeit, ich komm spät nach Hause und schäme mich noch nicht weitergeschrieben zu haben. Weil aber der Uli, der nicht reden kann, so nett geschrieben hat, kann ich mich ja gleich in allen Punkten anschließen. Dem Publikum Fragen stellen finde ich eine außerordentlich witzige Idee. Vielleicht können wir das ja echt machen, zumindest als Einstieg. Vielleicht ist's aber auch nur ein guter Witz. – Aber mal im Ernst: Wir haben doch ein Projekt, über das man einiges sagen kann. Das einzige was zu tun ist – und das ist eh gut und nützlich – ist, einmal ordentlich den Stand analysieren, der in der Endphase vor der Premiere entstanden ist; prüfen was das ist und vergleichen mit unseren Vorbereitungen. Ich denke, es ist einiges drin vom Thema Kommunikation und Schrift, die Sachen, die wir schreiben haben eine Geschichte. Ich meine, das muss man ja nicht alles erzählen, aber ich habe den Eindruck von einiger Stimmigkeit. Und je nachdem kann man ja auch noch etwas davon verstärken.

Dass wir sehr autobiografisch sind finde ich super. Und meine erste Assoziation ist wie immer bei einseitig gebildeten der immergleiche Eine. Da geht's nämlich um das Selbstbildnis als Ruine. Logisch: Man kann sich nicht selbst porträtieren, sagt Derrida. Jeder Text mit einem solchen Wahrheitsanspruch dekonstruiert sich immer schon selbst. Aber das macht nichts: Vives les fantômes. Oder, wie Friedrich mit Fleedwoodmac gesagt hat: "Tell me lies, tell me sweet little lies!" Also:

"Die Ruine ist in meinen Augen nichts Negatives, kein negativer Gegenstand. Zunächst einmal ist sie offensichtlich kein Gegenstand, kein Ding. Ich würde gerne … eine kurze Abhandlung über die Ruinenliebe abfassen. Was kann man denn sonst lieben? Man kann ein Denkmal, ein Gebäude, eine Institution nur in dem Maße lieben, in dem man die prekäre Erfahrung ihrer Zerbrechlichkeit macht: sie sind nicht immer da-gewesen, sie werden nicht immer da-sein, sie sind endlich. Als Sterblicher liebe ich sie genau deshalb, ich liebe ihr Sterbliches, ich liebe sie – sterblich, endlich, durch ihre Geburt und ihren Tod hindurch, durch das Gespenst oder den schattenhaften Umriss ihrer, meiner Ruine, die sie schon sind oder schon andeuten. Wie soll, wie kann man anders lieben als in solcher Endlichkeit? Woher würde sonst – wie würde anders das Recht zu lieben … (uns zu)kommen?"
Derrida, Gesetzeskraft


Das hat auch was mit Effi zu tun. Ihr Leben 2 in Hohencremmen ist die totale Ruine. Lächerlicherweise oder schönerweise liebt sie es. Genauso Instetten. Stichwort Hilfskonstruktionen.

Mein Wunsch wäre es, vor den nächsten Aufführungen an ein paar kleinen Schräubchen zu drehen um die Effi, die doch dauernd drunterliegt, sichtbar zu machen und damit zusätzlich zu unserer Performer-Ebene (die ich extrem gelungen finde!) etwas zweites drinnen zu haben. Damit wären wir mit einem kleinen Kniff sehr weit am ersten Konzept-Ziel bzw. an jenem dem Instant vorliegenden dran: Performance und szenische Darstellung bzw. Literatur-Inszenierung auf irgendeine Art zu verbinden. — Sollen wir vielleicht unsere Musik-Ständer-Lectureperformance 1:1 am 25. noch schnell vom Video kopieren und einbauen?

Ich fänd's aber schade, wenn so gar nichts intellektuell lesbar wäre, was wir dahinter wissen. Das gilt für die Ruinenliebe. Für Effi. Z.B. die weinende Maren. Man darf nicht zu viel verraten, weil sonst funktioniert's nicht. Aber etwas schon! Wie!!? Wenn das wirklich unmöglich ist, dann bin ich aber auch extreme d'accord damit, dass einer Performance ein System Effi-Briest zugrundeliegt, das Hauptsache-ein-System-das-die-Darsteller-verstehen ist. Ich finde diese Ernsthaftigkeit und Konzentration so gelungen, so ›würdevoll‹ irgendwie, dass man sich da fast alles noch so hermetisch-kryptische erlauben kann.

Es gibt einen ganz wichtigen Punkt: Die Aufträge können nicht ausgefeilt genug sein!!! Daran hat's echt gekrankt. Man kann das nicht immer schnell vorher aus dem Ärmel schütteln. Das gilt insbesondere auch für das Gesprächsthema von Anna und Sandra. Wir könnten den ganzen Modus auch nochmal umkrempeln.


Sprechen müssen wir außerdem vielleicht über die Gesten-Abnahmen; über die (nicht!-)Haltung beim Moment-Beschreiben (und die Art der Auftagserfüllung dabei); über die Kostüme der Fräulein. Über das Problem, dass die Abmachungen selbst zu Thema geworden sind anstatt im Hintergrund zu bleiben. Es wäre hilfreich, wenn jeder Sachen aufschreibt, die ihmihr in nächster Zeit noch einfallen oder schon klar sind. — Schade, dass das nicht klappt mit dem Treffen in der zweiten Aprilwoche. Wir sollten einen Modus finden. ÷—Uli, kannst du genau sagen, wann du fährst/kommst? Sandra, wärs dir evtl. möglich, für kurz nach Hildesheim zu kommen, wenn's da eine Überschneidung gibt? Ich bin außderdem gespannt auf das Zwischen-Ergebnis der Kosten. Vielleicht springt ja eine Fahrt für dich raus?

Einen Änderungsvorschlag habe ich: Ich finde, wir waren an einigen Sachen schonmal extrem nah dran, die im letzten Moment nicht mehr so schnell zu aktivieren waren. Mein Liebling – die blutende Leerstelle in Verbindung mit dem Fahrrad als Plot-Point – würde ich gerne wieder rein haben. Ganz einfach: Uli kommt ein zweites Mal mit dem Fahhrad rein, stürzt und knallt sich einen Blutbeutel an die Stirn. Und zwar mit exakt der gleichen Non-acting-Vorgangs-Konzentration wie den Rest auch. — Im Zuge einer Reeffizierung verspreche ich mir als Effekt etwas zwischen interessant-kryptisch und Effi-verständlich.

Was also die Reeffizierung angeht habe ich schon im Zug nach Berlin einen kleinen Text verfasst, von dem ich annahm, dass man nur so viel Information bräuchte, um Lese-Angebote in der Hand zu haben. Gedacht als Vorab-Information per Mail/Programmzettel. Vielleicht aber auch per Lecture ins Zuschauerohr? Weiß nicht, ob man damit was machen kann?




Liebes Publikum am um
zeigt die Post nocheinmal EFFIS BRIEF, zu Gast beim INSTANTfestial. Neu! Jetzt mit Blut und Ruinenliebe. Looking for Effi. In der Mitte stürzt Ulrich mit dem Fahrrad. Das ist die blutende Leerstelle. Aber von vorne. [Hier das der Performance zugrundeliegende System:] Effi wird mit sweet 17 verheiratet. Eine lustige Mischung aus "Ja, du willst" und "Ja, ich will": Erster Schritt zur Menschwerdung: Kunstfigur werden, Kunstfigur bleiben. Leben im Regelwerk. Angst vor Gespenstern, die das Regelwerk streut. Dann: Übertretung! Ehebruch! Endlich Frau. Wenn man sich aber für die Übertretung nicht schämt, muss man vor sich selbst Angst haben. Angst vor Gespenstern, die sich einem unter der Hand bilden (Kafka). Wie soll man sich an einem in der Luft stehenden Grashalm festhalten? (Kafka). "Vives les fantômes!" (Derrida). Also: weiter mitmachen.
Leider bleibt die Übertretung gespeichert: seine Briefe in DER KISTE. Die Gespensterbrief-KABINE. Und dann hüpfen sie hinaus. Die Zeilen in seiner Handschrift, die Spuren, die alles sagen. Crampas heißt das Fantom, der Mann mit der Rute (kein Chinese). Wieder kein Gefühl von Schuld: Übertretung aber geht nicht, denn wenn der Grashalm in der Luft hängt baue ich mir eben eine Hilfskonstruktion in der Kabine.
Das Kind aus der Ehe aber bleibt Leerstelle, und wenn sie sich dann anhaut und blutet, zum Mensch wird, bricht alles zusammen. Effi aber liebt die Ruine, und auch wir lieben sie, ihr Autoporträt, et on peut dire: vive, vive les fantômes.
"Einige feine Kenner waren sogar der Meinung, das sei das Wahre: Steckenbleiben und Schluzen und Unverständlichkeit – in diesem Zeichen werde immer am entschiedensten gesiegt."


Hurra, endlich wieder lange Zeilen. Also eins will ich zum Abschluss nochmal sagen, v.a. da nervöse oder unsichere Anklänge herüber zu klingen schienen: Ich finde SUPER, was wir gemacht haben. Ich bin sehr glücklich über den Stand, nicht nur für zwei Wochen eine tolle Leistung von uns. Und "es lebe das Handwerk"!

Kuss!

David

11.02.2008

Verschlagener Vorschlag

Uoah, guten Morgen.

Da bin ich wieder und ausgeschlafen. Dieses Reizklima. Habt ihr gewusst wie das Hoch hieß, welches uns gerade wieder verlässt? David. Sehr angenehm! Ihm folgt dann Hoch Erwin.

Was gibt's Neues? Meinen Vorschlag für den ersten Probentag: Gemeinsamer Ausflug zu den Barntener Seen, mit Picknick und ohne Tagesordnung.





Außerdem biete ich nun einen Vorschlag für eine Annonziation unserer Darbietung (s.u.)

Herzlich, voller warmer Hochgefühle, Liebe und guter Wünsche,

David




Die Post

EFFIS BRIEF
Fünf Vorstellungen

liebe r zu schauer in um
21:00 wollen wir uns treffen. Wir freuen uns schon. Du kennst den Ort: Wir werden sprechen, Du bist still. Und dann – »um … das allgemeine Familien-Du zu proponieren«: Perdu sein mit »Effi«! Vertraut with her instett of: ihr Fantom! Wir: sie (in diesen Zeiten deren »[Signatur ist]: Keine Zucht!…«). Folge den Anweisungen. Habe keine Angst, wenn jemand die Nerven verliert. (»Einige feine Kenner waren sogar der Meinung, ›das sei das Wahre; Steckenbleiben und Schluchzen und Unverständlichkeit – in diesem Zeichen werde immer am entschiedensten gesiegt‹.«)
Vorpremiere 1. März Theaterhaus Hildesheim. INSTANTfestival 26. April. Weitere Aufführungen 19. // 20. // 21. Mai 2008
Herzlich & immer die Deine: DIE POST


Eine POST-Produktion mit Maren Barnikow // Sandra Czerwonka // Anna Eitzeroth // Friedrich Greiling // Ulrich Haug // David von Westphalen

02.02.2008

Aussehen ,c

Aussehen,a

Wie findet ihr das? – Und fragt nicht, wie's dem Kostenplan geht. Ich weiß, das Plakat ist zweitranging… Der ist in Bearbeitung, leider bin ich va. am Projektvorstellung verfassen. Da geht mir echt keiner ab. Würde mich freuen, wenn eine/r vorbeischaut und mir hilft.

Maren fights for Postproduktion. Aber schau, wenn man's zusammen sagt: Eine Post-Produktion, dann heißt man ja auch Post?
Mein einziges Argument neben unsinnlich ist, dass das, was den Postproduktion-Witz ausmacht zu stark ist: Man verbindet Postproduktion einfach nur mit Film, und macht den Sprung echt nur, wenn wein Brieflein dazu abgebildet wäre. Meine Intuition sagt nein.